
Kronprinz Rudolf, Boskoop, Cox Orange und Gravensteiner sind Apfelsorten, die eigentlich jeder kennt. Mostbirnen und Hauszwetschgen sind ebenfalls gängige Begriffe. Es sind alte Sorten, die bei vielen alten Häusern das Obst für die ganze Familie produziert haben. Auf Streuobstwiesen bei Bauernhöfen findet man sie auch noch.
Diese alten Sorten müssen von uns geschützt werden, indem wir sie weiterhin anpflanzen anstatt auf moderne Sorten auszuweichen, die lange nicht so widerstandsfähig sind. Obst ist jedoch nicht das einzige Thema, wenn es um alte Sorten geht. Gemüse und seine Samen und Sorten sind ein ebenso weitreichendes Thema. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass es Firmen gibt, die Saatgut patentieren lassen. So wird aus dem Kreuzen von Tomaten am Ende eine Straftat.
Direkt zum Thema: OBST oder GEMÜSE

Obst
Schütze alte Sorten. Das ist wichtig, nicht nur, weil sie sonst unwiederbringlich aussterben und das schade wäre, sondern weil diese alten Sorten sehr viele Vorteile haben. Vor allem auch im Hinblick auf den Klimawandel und die Anpassung daran.
Neue Sorten werden oft für den maschinellen Großanbau optimiert gezüchtet und eingesetzt. Sie tragen schnell, haben große, meist sehr ansehnliche Früchte und verkaufen sich daher gut in den Geschäften. Ihr Geschmack lässt jedoch oft zu wünschen übrig. Auch die enthaltenen Vitamine und Mineralstoffe können durch den konventionellen Anbei leiden. Viele dieser Sorten sind anfällig für Krankheiten und Pilze und werden daher bis zu 35 Mal im Jahr gespritzt.
Das gilt alles nicht für die alten Sorten wie Cox Orange, Gravensteiner Kronprinz Rudolf, Mostbirnen und Hauszwetschgen. Sie sind dort wo sie adaptiert sind und seit Jahrhunderten weiterentwickelt und veredelt wurden sehr widerstandsfähig. Sie bringen schmackhafte Früchte hervor, die auch gesund sind.
Alte Obstbaumsorten Infos
Das folgende Video zeigt Ausschnitte zur Sortenwahl bei einem Baumschnittkurs in Pusarnitz, Kärnten, am 01. Februar 2025. Veranstalter waren die Interessensgemeinschaft „Alte Obstsorten“, Baumschule & Gartenbau Huber (der Vortragende ist Bernhard Huber) und das Slow Food Village Seeboden. Da das Video mit dem Kärntner Dialekt möglicherweise nicht für jeden verständlich ist, danach eine kurze Zusammenfassung.
Regionale und alte Sorten ermöglichen, je nach Standort, den völligen Verzicht auf Spritzmittel. Der biologische Landbau hat bereits bewiesen, dass das möglich ist.
Als erstes Beispiel dient der Apfel Golden Delicius. Dieser würde bei uns in Oberkärnten in schattigen Lagen oder Tallagen schorfige Früchte produzieren und Mehltau bekommen. In Pusarnitz könnte er aber schöne Früchte produzieren und gesund bleiben, da das Mikroklima dort auch für den Golden Delicius geeignet ist.
Ein Apfel, der zwar in der Vollreife nicht ganz so interessant ist, aber in der Halbreife schon, ist der Berner Rosen. Der Berner Rosen ist ein perfekter Apfel für Höhenlagen, den man bis auf 1.200m auch noch setzen kann. Daher ist es extrem wichtig, dass derjenige, der Bäume verkauft, die Sorten kennt und mit dem Kunden ein Gespräch führt, wo der Baum überhaupt gesetzt wird. Dazu ist es ratsam ich suche mir eine Baumschule in meiner Nähe.
Der Cox Orange wiederum ist eine ganz alte Sorte und die meistverwendete Sorte zum Einkreuzen und ist vom Aroma und von der Wertigkeit her einer der besten Äpfel. Als Baum ist er jedoch relativ schwierig, weil er schwach wachsend ist und bei nicht optimalem Standort große Probleme macht.
Fazit
Wenn du einen Garten hast und diesen mit Obstbäumen bestücken möchtest, dann suche dir jemanden, der sich gut mit den Sorten in deiner Umgebung auskennt und im besten Fall auch dein Grundstück kennt. Das Mikroklima bei dir sollte jedenfalls in die Beratung und den Kauf mit einfließen, damit du keine böse Überraschung erlebst.
Und bevor du, wie Rudi im Bild, selber den Baumschnitt übernimmst, informiere dich über Kurse und Seminare dazu. Die sind wirklich wertvoll.
Wir werden in naher Zukunft einen Blogartikel zum Veredeln machen. Wenn du den nicht verpassen möchtest, dann folge uns auf Facebook und Insta. Dann bist du über unsere Themen und Artikel immer als erstes Informiert.

Gemüse und Saatgut
Bäume sind langlebig und Veränderungen, bzw. auch das Aussterben, brauchen zum Glück viel Zeit. Bei Gemüse und Saatgut ist das anders. Saatgut ist nur unter ganz bestimmten Bedingungen länger haltbar. Zuhause sind das bei guter Lagerung etwa 3 Jahre. Danach ist die Keimrate eher niedrig. Gute Lagerung von Saatgut ist nicht zu warm und natürlich trocken.
Der Grund dafür, dass du auch bei Gemüse auf alte Sorten setzen solltest, ist ähnlich wie bei den Obstbäumen. Es ist deutlich weniger anfällig gegen Schädlinge und Erkrankungen oder Pilze. Es enthält mehr Mikronährstoffe und Vitamine und es schmeckt besser. Allerdings ist es weitaus schwieriger Samen oder auch Pflanzen zu bekommen, die an dein Klima angepasst sind, als Bäume. Es hilft dir nicht viel, wenn du auf 830m Seehöhe lebst und Saatgut aus dem Burgenland verwendest, auch wenn es alte Sorten sind.
Im Saatgut sind alle genetischen Ressourcen verpackt, die eine Pflanze zum wachsen und überleben braucht. Wenn die „Mama-Pflanze“ in einem warmen pannonischen Klima heranwächst, dann werden ihre kleinen Babies in einem Alpental nicht die glücklichsten sein. Auch wenn du sie vor dem Einpflanzen abhärtest. Logisch, oder?
Wie komme ich zu regionalem alten Saatgut?
Eine der besten Adressen für alte Sorten ist die Arche Noah. Wir verlinken dir hier die Seite zum Sortenerhalt. Super interessant! Da geht es um Vielfalt auf dem Teller und es gibt ganz viele Infos zu Gemüsesamen und Sorten. (Natürlich auch zu den Obstbäumen und anderen Nutzpflanzen.) Saatgut von Arche Noah gibt es zum Teil auch schon im Handel zu kaufen. Die Gurke Russkaia hatte ich zum Beispiel bei Spar gefunden.
Was am einfachsten funktioniert für regionale Sorten sind Samentauschbörsen, oder auch Samenbörsen genannt. Wenn die Menschen in deiner Umgebung auch alte Sorten anbauen, dann ist das perfekt. Die Vermehrung von Saatgut funktioniert auch in kleineren Gärten wunderbar. Eine Ausnahme sind Kürbisgewächse, Zucchini und Gurken. Da würden wir uns persönlich eher auf namhafte Hersteller stützen.
Die perfekte Quelle für altes und regionales Saatgut bist du selbst. Vermehre Tomaten, Radieschen, Zwiebelgewächse, Kartoffel, Bohnen, Erbsen und vieles mehr einfach selber in deinem Garten. Die Voranzucht ist recht einfach, vieles kannst du sogar im nächsten Jahr direkt säen. So adaptierst du dir deine Sorten Jahr für Jahr besser an dein Mikroklima. Nimm dafür immer Samen von den besten Pflanzen am schlechtesten Standort.

Wir wünschen dir viel Spass in der neuen Gartensaison. Ein gut gemeinter Ratschalg zum Schluß: Fang nicht zu früh an! Wir scharren jetzt im Februar alle schon in den Startlöchern, aber zu frühe Anzucht bringt gar nichts außer viel Arbeit und viel Frust. Lass alle im Internet verrückt werden und Tomaten vorziehen, du machst das ab Mitte März oder Anfang April. Dann bekommst du schöne und widerstandsfähige Pflanzen.
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